Bibliometrische Indikatoren

Quantitative Auswertung wissenschaftlicher Publikationen mit Hilfe statistischer Methoden

Es gibt keinen "Superindikator", der die Frage nach der Qualität wissenschaftlicher Arbeit ultimativ beantworten würde. Die Frage nach der Qualität von Forschungsergebnissen wird nicht beantwortet, sondern ersetzt durch Informationen, die verschiedene Aspekte wissenschaftlicher Aktivität und des "Erfolges" dieser Aktivität sichtbar machen.

Stefan Hornbostel, Wissenschaftsindikatoren : Bewertungen in der Wissenschaft. Opladen 1997

Anzahl der Publikationen (P)

Die Anzahl der Publikationen (P) gibt in absoluten Zahlen Auskunft über die Produktivität einer einzelnen Person, einer wissenschaftlichen Gruppe, einer Institution oder eines Landes. Die Publikationszahlen sind quantitativer Natur und geben kaum Information über die Auswirkung und Qualität dieser Arbeiten. Ebenso hängen die Publikationszahlen der Wissenschaftler stark von der Disziplin, in der der Wissenschaftler tätig ist ab, sowie von der Größe einer Einrichtung oder den Arbeitsjahren eines Wissenschaftlers.

Anzahl der Zitate (C)

Die Anzahl der Zitate (C) gibt die absolute Zahl der Zitationen einer untersuchten Einheit auf die untersuchten Publikationen in einer Zeitspanne wieder. Indem der zitierende Autor darauf verweist bzw. zitiert, misst er einer Arbeit in der Regel eine gewisse Bedeutung bei. Die Anzahl der Zitate steht im direkten Zusammenhang zu der Anzahl der Publikationen, ebenso ist sie abhängig von der Größe der wissenschaftlichen Einrichtung, sowie von den Berufsjahren eines Wissenschaftlers. Die Anzahl der Zitate bildet die Grundlage zur Berechnung der Zitationsrate.

Zitationsrate (CPP)

Um Auskunft darüber zu erhalten, wie häufig ein Artikel einer untersuchten Einheit durchschnittlich zitiert wurde, wird die Zitationsrate (CPP) berechnet. Dieser Wert ist im Gegensatz zur Anzahl der Zitate unabhängig von der Größe einer Forschungseinheit. Wie jeder Durchschnittswert ist auch dieser Indikator sehr von Ausreißern beeinflussbar. Die durchschnittliche jährliche Zitationsrate ist sehr von den Publikationsjahren abhängig. Ist beispielsweise ein Autor lange wissenschaftlich tätig, wird dadurch seine durchschnittliche jährliche Zitationsrate geringer sein als die von jemandem, der nur kurz wissenschaftlich tätig ist, wenn beide Autoren die gleiche Anzahl an Zitierungen aufweisen.

Hirsch-Index (H-Index)

Im Jahr 2005 schlug Jorge E. Hirsch den nach ihm benannten Index vor, um den Wert der wissenschaftlichen Arbeit eines Forschers zu bestimmen. Die Vorteile des Hirsch-Index sind seine einfache Berechnung und die Kombination von zwei bibliometrischen Maßen, zum einen die Publikationsanzahl, zum anderen die Zitationsrate, in einer Zahl. Des weiteren wird der Index als ein ”robuster” Faktor gewertet, das bedeutet, dass der Faktor gegen extreme Ausreißer der Publikationsaktivität nach oben oder unten unempfindlich ist. Der Nachteil am Hirsch-Index ist, dass er stark vom Berufsalter des Wissenschaftlers abhängt, das bedeutet, dass der Hirsch-Index proportional zur Dauer der Berufstätigkeit steigt.

Zur Berechnung wird die laufende Zahl der Publikationen aufsteigend und die Anzahl der erhaltenen Zitate absteigend sortiert. Dort wo sich die laufende Zahl der Publikationen mit der Zitierhäufigkeit der Publikationen trifft, befindet sich der Hirsch-Index.

Zeitabhängiger Hirsch-Index

Durch die Unberücksichtigung des Alters eines Artikels in die Berechnung des Hirsch-Index können erfahrene Wissenschaftler, die momentan einen hohen Beitrag zur wissenschaftlichen Community leisten, mit jungen Wissenschaftlern, von denen eine hohe Anzahl an signifikanten Artikeln in naher Zukunft zu erwarten ist, die aber momentan eine niedrige Anzahl an wichtigen Artikeln haben, nicht verglichen werden. Um dieses tun zu können, wurde der zeitabhängige Hirsch-Index entwickelt. Mit ihm verlieren ”ältere” Artikel nach und nach ihren ”Wert”, sogar wenn diese noch Zitierungen erhalten. Mit dem zeitabhängigen Hirsch-Index berücksichtigt man hauptsächlich ”jüngere” Artikel in der Berechnung.

Indikator zur Ko-Autorenschaft

Mit dem Indikator zur Ko-Autorenschaft lässt sich ausdrücken, wie hoch der Anteil der Publikationen, die in Ko-Autorenschaft entstanden sind, ist. In verschiedenen durchgeführten Studien wurde erkannt, dass die Anzahl der Publikationen, die in Ko-Autorenschaft entstehen, kontinuierlich steigt und es damit seltener vorkommt, dass Publikationen nur von einem Autor veröffentlicht werden. Dabei ist zu bedenken, dass Autoren, die ihre Publikationen in Ko-Autorenschaften veröffentlichen, bessere Möglichkeiten besitzen, an unterschiedliche Informationen zu gelangen. Durch eine hohe Anzahl an Ko-Autoren ist eine aktive Zusammenarbeit zwischen den Autoren zu beobachten, was einen Informationsaustausch und somit Meinungsaustausch verbessert. Für die Zählung der Ko-Autoren sind einige Varianten entwickelt worden.


Anteil nicht zitierter Publikationen (Publications not cited [%Pnc])

Mit diesem Indikator wird der Anteil der nicht zitierten Publikationen gekennzeichnet. Dass Publikationen nicht zitiert werden, gibt es einige Erklärungen. So könnte es sein, dass:

  • anstatt originaler Arbeiten von unbekannten Autoren ”Review-Artikel” von bekannten Verfassern zitiert werden,
  • die Dokumente unzugänglich sind,
  • die Anzahl der Fussnoten künstlich beschränkt wird, um die Länge der Publikation nicht zu überschreiten,
  • Zitate absichtlich weg gelassen werden, z.B. aus Konkurrenzgründen,
  • das Thema der Publikation seiner Zeit voraus ist.

Journal Impact Factor (JIF)

Mit dem Journal Impact Factor wird die Häufigkeit identifiziert, mit der ein durchschnittlicher Artikel aus einer Zeitschrift in einem bestimmten Jahr zitiert wurde. Mithilfe dieser Zahl kann die relative Wichtigkeit einer Zeitschrift im Vergleich zu anderen im selben Fachgebiet ermittelt werden. Zu den Stärken des Impact Factors gehört es, einfach verständlich und schnell verfügbar zu sein. So ist er zum Beispiel zentral und online in den Journal Citations Reports erfasst. Zur Bewerbung ihrer Zeitschriften geben Verlage den Journal Impact Factor auf ihren Internetseiten an.

Klassifizierung der Datenbank SCImagoJR

Die frei zugängliche Datenbank SCImagoJR offeriert den Wert SCImago Journal Rank, der mit dem Journal Impact Factor vergleichbar ist, in dessen Berechnung aber unter anderem das Prestige einer Zeitschrift einbezogen wird. Datengrundlage bildet hierfür die Datenbank SCOPUS. Es wird ein 3-Jahres-Zeitraum für die Auswertung der Zitationen verwendet.

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